10 Tipps: Ernährung in der Schwangerschaft

geschrieben von:
Sabine Rajchl

zuletzt aktualisiert am 27.06.2024
mit wissenschaftlichen Quellen belegt

Ernährung in der Schwangerschaft: 10 Tipps, die du kennen musst

Während der Schwangerschaft wächst in wenigen Wochen ein neues Leben in dir heran. In dieser aufregenden Zeit möchtest du natürlich nur das Beste für dein Baby. Einen besonders großen Einfluss auf dein eigenes Wohlbefinden und die Entwicklung deines Babys macht dabei die Ernährung.

Gleichzeitig ist die Ernährung jedoch auch ein komplexes Thema, bei dem die unzähligen Tipps und Ratschläge im Internet sich oftmals widersprechen oder schlichtweg überfordern können. Wir bringen Licht ins Dunkel für dich und verraten dir deswegen 10 Tipps für eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft, die du direkt umsetzen kannst!

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schwangerschaft steigt dein Energiebedarf nur geringfügig an. Dafür erhöht sich dein Nährstoffbedarf deutlich.

  • Um den erhöhten Bedarf an einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen zu decken, solltest du auf eine besonders nährstoffreiche Lebensmittelauswahl achten.

  • Bei Folsäure und Jod empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.

Tipp 1: Ausgewogene Ernährung in der Schwangerschaft

Im Zusammenhang mit einer gesunden Ernährung fällt oft der Ausdruck „ausgewogen“. Doch was bedeutet dieser Begriff?

Die Ausgewogenheit bezieht sich auf alle Nährstoffe, die Lebensmittel enthalten. Dazu zählen Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße/Proteine) sowie Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralstoffe). Im Alltag ist es jedoch kaum möglich auszurechnen, was deine Ernährung genau in welchen Mengen enthält.

Doch zum Glück gibt es einen relativ einfachen Tipp wie du am leichtesten sicherstellen kannst, von allen wertvollen Nährstoffen zumindest eine gewisse Basismenge aufzunehmen. Dieser Tipp lautet:

Iss bunt!

Achte darauf, dass deine Lebensmittelauswahl in jeder Hinsicht bunt ist. Dabei kannst du dich tatsächlich auch an den Farben der Lebensmittel orientieren. Andererseits ist es aber auch wichtig, dass du Produkte aus verschiedenen Lebensmittelkategorien isst, wie Getreide, Gemüse, Obst oder Hülsenfrüchte. Je bunter und abwechslungsreicher dein Speiseplan, desto wahrscheinlicher ist es, dass du alles Wichtige aufnimmst.

Tipp 2: Schwangerschaft-Ernährung: Deinen gesteigerten Bedarf kennen

„Essen für zwei“ ist eine bekannte Phrase aus der Zeit der Schwangerschaft. Natürlich stimmt es auch, dass dein Energiebedarf steigt – denn schließlich vollbringt dein Körper Höchstleistungen!

Selbst am Ende deiner Schwangerschaft ist dein Energiebedarf nur etwa um 10 % erhöht.[1]

Weit mehr als dein Energiebedarf steigt in der Schwangerschaft dein Nährstoffbedarf an. So steigt beispielsweise dein Bedarf an Folat von 300 auf 550 µg pro Tag. Dein Eisenbedarf verdoppelt sich sogar von 15 auf 10 mg pro Tag.

Doch was bedeutet das nun für die Praxis? Du brauchst ein wenig mehr Energie und viel mehr Nährstoffe.


➡️ Bei der Ernährung in der Schwangerschaft ist daher das A und O, dass du möglichst nährstoffreich isst. Ob ein Lebensmittel nährstoffreich ist hängt vom Verhältnis der enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe zu der enthaltenen Energie ab. Ein einfaches Beispiel: Schokolade hat sehr viel Kalorien und wenig Nährstoffe. Um eine relevante Menge an Vitaminen & Mineralstoffen aufzunehmen müsstest du so viel Schokolade essen, dass du deinen Energiebedarf weit übersteigen würdest.

Gute Nährstofflieferanten sind klassischerweise vor allem Gemüse und Obst. Doch auch Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Vollkorngetreide sind sehr wichtige Lebensmittel. Tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte ergänzen deinen ausgewogenen und nährstoffreichen Speiseplan.

➡️ Pflanzliche Lebensmittel sind zudem ballaststoffreich.

Tipp 3: Ernährung in der Schwangerschaft im 1. Trimester

Das erste Trimester ist etwas ganz Besonderes, denn gleich zu Beginn deiner Schwangerschaft entwickeln sich lebenswichtige Organe deines Babys. Dazu zählt unter anderem auch das sogenannte Neuralrohr.

Aus dem Neuralrohr entwickelt sich das Zentralnervensystem deines Babys, wie das Rückenmark und das Gehirn. Da sich das Neuralrohr bereits in den ersten vier Wochen der Schwangerschaft entwickelt, ist die Versorgung mit Nährstoffen im ersten Trimester von besonders großer Bedeutung.

Grundsätzlich ist es immer ratsam, möglichst alle Nährstoffe in ausreichender Menge aufzunehmen. Im 1. Trimester ist jedoch ein Vitamin besonders wichtig: Folat, auch Vitamin B9 genannt. Die ausreichende Aufnahme davon wird laut Studien mit einem reduzierten Risiko eines Neuralrohrdefekts in Zusammenhang gebracht. [2]

✅ Damit dein Folatspiegel ab dem ersten Tag der Schwangerschaft ausreichend hoch ist, empfiehlt die DGE eine folatreiche Ernährung mit der Aufnahme eines Folsäure-Nährstoffpräparats zu ergänzen. [3]

Tipp 4: Wie schlimm ist eine ungesunde in der Ernährung Schwangerschaft?

Es ist vollkommen normal, wenn sich auch dein Appetit in der Schwangerschaft verändert. Vielleicht hast du mehr Hunger, vielleicht hast du Lust auf ungewohnte Kombinationen, vielleicht hast du plötzlich neue Gewohnheiten.

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Süßigkeiten & Co. zu genießen. Wichtig ist nur, dass du ausreichend nährstoffreiche Lebensmittel aufnimmst, damit dein Baby (und natürlich auch du) alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe bekommen.

Tipp 5: Diese Lebensmittel solltest du meiden

Alkohol ist wohl das bekannteste Beispiel auf der Liste der Verbote in der Schwangerschaft. Doch es gibt noch eine Reihe weiterer Lebensmittel, mit denen du lieber bis nach der Schwangerschaft warten solltest, die dir möglicherweise nicht direkt in den Sinn kommen. Dazu zählen:

🚫 chininhaltige Getränke

🚫 Fleisch sowie Fleischwaren, Fisch, Meeresfrüchte oder Eier, die roh oder nicht durchgegart sind

🚫 Rohmilch und daraus hergestellte Produkte

🚫 Weichkäse, geriebener Käse sowie die Rinde von Hartkäse

🚫 fettreiche Raubfischarten

🚫 Innereien

🚫 vorgeschnittenen, verpackten Salate, Sprossen und Keimlinge sowie unerhitzte Tiefkühlbeeren

Diese Liste wirkt auf den ersten Blick relativ lang, wobei die Faustregel lautet:

✅ Keine rohen oder nicht durchgegarten tierischen Produkte sowie fertig abgepackte und vorgeschnittene oder vorbereitete Lebensmittel.

Der Hintergrund bei all diesen Einschränkungen ist die mögliche Infektion durch die Lebensmittel, die auf das Kind übergehen könnten. Während das Immunsystem von Erwachsenen damit gut umgehen kann, ist das Risiko für ein ungeborenes Baby deutlich erhöht.

Und was ist mit Kaffee? Manche Schwangeren verzichten komplett auf Kaffee. Verboten ist er aber nicht. Grundsätzlich gilt aber die Regel, dass zwei bis drei Tassen pro Tag in Ordnung sind. [4] Die DGE nennt 200 mg Koffein pro Tag als sichere Dosierung. [5] 

Tipp 6: Die Ernährung in der Schwangerschaft richtig ergänzen

Grundsätzlich kann eine ausgewogene Ernährung auch den erhöhten Nährstoffbedarf von Schwangeren decken. Es gibt jedoch zwei Ausnahmen:

Folat: Wie du bereits weißt, ist Folat vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel wichtig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät deswegen dazu, mindestens ab vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn ein Präparat mit 400 µg Folsäure pro Tag aufzunehmen und dies zumindest bis zum Ende des ersten Trimesters fortzusetzen. Dieses sollte eine folatreiche Ernährung ergänzen.

Jod: Auch bei Jod rät die DGE zu einer Supplementierung in Höhe von 100 – 150 µg pro Tag.

✅ Zuletzt besteht noch eine Empfehlung zu Omega 3. Dieser Nährstoff kommt in unserer Ernährung typischerweise nur in fettreichem Meeresfisch vor. Schwangere, die diesen nicht ein- bis zweimal pro Woche verzehren, wird eine Supplementierung von 200 mg DHA pro Tag empfohlen. [1]

Folat ist die natürliche Form des Vitamins B9, das in Lebensmitteln vorkommt. Nahrungsergänzungsmittel enthalten stets die synthetische Form Folsäure, die für den Körper gut verfügbar ist.

Tipp 7: Auch auf das Trinken nicht vergessen

Zu deiner gesunden Ernährung in der Schwangerschaft zählt auch, dass du ausreichend Flüssigkeit aufnehmen solltest. Die Empfehlung liegt bei 1,5 bis 2 Liter. Im Sommer bzw. wenn du viel schwitzt erhöht sich dein Bedarf schnell auf über zwei Liter. Wenn es dir schwerfällt ausreichend Wasser zu trinken, dann gibt es verschiedene Alternativen:

✅ ungesüßte Tees

✅ Wasser mit Zitrone, Ingwer, Beeren oder Minze aufgegossen

✅ selbstgemachter Eistee

✅ stark verdünnte Säfte

Tipp 8: Vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat konkrete Empfehlungen veröffentlicht für den Fall, dass du dich vegetarisch ernährst. Grundsätzlich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, denn die DGE hebt hervor, dass deine Ernährung auch deinen Bedarf in der Schwangerschaft zum Großteil decken kann.

✅ Die Empfehlung Jod und Folsäure zu supplementieren gilt bei jeder Ernährungsform – demnach auch bei einer vegetarischen Lebensweise.

✅ Wenn du dich rein vegetarisch ernährst und daher keinen Fisch isst, dann wirkt die Empfehlung der DGE, 200 mg DHA pro Tag zu ergänzen.

✅ Zusätzlich solltest du darauf achten, dass deine Ernährung eisenreiche Lebensmittel enthält – dazu zählen neben Fleisch auch verschiedene Hülsenfrüchte oder Vollkorngetreide. [5]

Du kannst die Aufnahme von Eisen aus deiner Ernährung deutlich verbessern, wenn du gleichzeitig Lebensmittel zu dir nimmst, die reich an Vitamin C sind.

Tipp 9: Vegane Ernährung in der Schwangerschaft

Du ernährst dich vegan? Auch hier bleibt die Empfehlung, Jod, Folsäure und DHA zu supplementieren selbstverständlich aufrecht. Doch in diesem Fall gibt die DGE ein paar zusätzliche Empfehlungen, die auf diese Ernährung zugeschnitten sind:

✅ Zu den zusätzlichen kritischen Nährstoffen zählen Vitamin B12, Zink, Kalzium sowie Eiweiß.

✅ Die DGE empfiehlt daher, schon vor Schwangerschaftsbeginn ärztlich überprüfen zu lassen, wie gut du vor allem mit den kritischen Nährstoffen versorgt bist. [5]

Sonderfall Vitamin B12

Verlässliche Quellen für Vitamin B12 sind alle tierisch. Demnach ist eine Supplementierung bei einer rein veganen Ernährung unerlässlich. Dies gilt in jedem Lebensabschnitt und bleibt natürlich vor und während einer Schwangerschaft aufrecht.

Tipp 10: Warum deine Ernährung schon vor der Schwangerschaft wichtig ist

Du weißt bereits, dass du Folsäure supplementieren solltest. Diese Empfehlung solltest du jedoch nicht erst dann berücksichtigen, wenn du einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hältst. Die DGE empfiehlt nämlich, eine ausgewogene Ernährung mindestens ab vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn mit 400 µg Folsäure in Form eines Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen und die Einnahme bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels fortzusetzen. [5]

  • Falls du das noch nicht getan hast, ist jetzt ein guter Zeitpunkt deine Ernährung umzustellen. Achte auf eine gesunde, ausgewogene und regelmäßige Nahrungszufuhr. Verzichte auf zu viel Zucker und denke daran, genügend zu trinken. 
  • In den ersten Schwangerschaftswochen ist das Vitamin Folsäure besonders wichtig für die Entwicklung deines Babys. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt offiziell, bis zum Ende des ersten Trimesters 400 µg Folsäure in Form eines Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen. Diese Menge ist jedoch nur ausreichend, wenn du bereits vor der Schwangerschaft mit der Einnahme begonnen hast und dein Folatspiegel ausreichend hoch ist. Um sicherzugehen, ist eine höhere Dosierung durchaus sinnvoll. 

Wenn du mit der Supplementierung später als empfohlen beginnst, dann empfiehlt die DGE eine Erhöhung auf 800 µg Folsäure pro Tag. [5]

Zum Abschluss möchten wir dir noch mögliche Sorgen nehmen: Es gibt nicht die eine richtige Ernährung in der Schwangerschaft. Letztendlich ist auch dein Wohlbefinden ein wichtiger Faktor, der nicht durch einen strengen Ernährungsplan vernachlässigt werden sollte. Wenn du die von der DGE empfohlenen Nährstoffe supplementierst, dich ausgewogen und abwechslungsreich ernährst und zusätzlich auf möglicherweise kritische Vitamine und Mineralstoffe achtest, dann bist du auf dem genau richtigen Weg!

Was passiert bei ungesunder Ernährung in der Schwangerschaft?

Du brauchst dir keine Sorgen machen, wenn du mal Schokolade, Chips & Co. während der Schwangerschaft genießt. Wichtig ist nur, dass du ausreichend nährstoffreiche Lebensmittel genießt, die dich mit wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. 

Was muss man bei der Ernährung in der Schwangerschaft beachten?

Zwar heißt es oft "Du isst während der Schwangerschaft für zwei", jedoch erhöht sich dein Energiebedarf nur geringfügig. Wichtiger ist darauf zu achten, dass du deinen erhöhten Nährstoffbedarf deckst. Achte daher darauf, Lebensmittel mit vielen Nährstoffen und wenig Kalorien zu bevorzugen.

Welche Ernährung in der Schwangerschaft ist die Beste?

Es gibt nicht die eine empfehlenswerte Ernährung - generell und auch in der Schwangerschaft nicht. Wichtig ist, dass du dich ausgewogen und nährstoffreich ernährst. Das heißt: Lebensmittel mit vielen Kalorien und wenig Nährstoffen (z.B. Schokolade) solltest du nur in geringen Mengen essen, Lebensmittel mit im Verhältnis zu den Kalorien vielen Nährstoffen solltest du hingegen mehr genießen (z.B. Gemüse). Lebensmittelpyramiden und andere offizielle Empfehlungen geben dir Hinweise darauf, in welchen Mengen du einzelne Lebensmittelgruppen ungefähr essen solltest.


Wenn du dich vegetarisch oder vegan ernährst, dann schenke bestimmten Nährstoffen mehr Aufmerksamkeit (wie z.B. Eisen). Im Falle einer veganen Ernährung ist insbesondere Vitamin B12 wichtig, da du dies supplementieren musst. 

Teile diesen Beitrag!

Quellenverzeichnisse

[1] https://www.aerzteblatt.de/archiv/136490/Ernaehrung-in-der-Schwangerschaft-Fuer-das-Leben-des-Kindes-praegend (letzter Abruf 13.01.2023, 14:05)

[2] https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/geburtsfehler-des-gehirns-und-der-wirbelsäule/neuralrohrdefekte-und-spina-bifida (letzter Abruf 13.01.2023, 14:20)

[3] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/folat/?L=0 (letzter Abruf 13.01.2023, 14:30)

[4] https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/schwangerschaft/gesund-schwanger/ernaehrung-schwangerschaft.html (letzter Abruf 13.01.2023, 14:40)

[5] https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/bevoelkerungsgruppen/schwangere-stillende/handlungsempfehlungen-zur-ernaehrung-in-der-schwangerschaft/ (letzter Abruf 20.01.2023, 11:50)


Bildrechte

[1] © lordn - stock.adobe.com

[2] © Rawpixel.com - stock.adobe.com

[3] © Prostock-studio - stock.adobe.com


Wir erstellen unsere Ratgeberartikel auf der Basis von wissenschaftlichen Quellen. Dennoch möchten wir darauf hinweisen, dass sich die Angaben in keinem Fall als Ersatz für eine professionelle, ärztliche Beratung oder Behandlung eignen. Die Inhalte von miapanda.de können und dürfen daher nicht verwendet werden, um selbst eine Diagnose zu stellen und/oder eine Behandlung zu beginnen.