Künstliche Befruchtung: Das Wichtigste im Überblick
| ||
zuletzt aktualisiert am 12.10.2021 mit wissenschaftlichen Quellen belegt |
Künstliche Befruchtung: Methoden, Ablauf und Chancen zur Erfüllung deines Kinderwunsches
Bei den meisten Paaren mit Kinderwunsch kommt es innerhalb eines Jahres durch ungeschützten Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft. Wenn ihr schon über ein Jahr vergeblich auf einen positiven Schwangerschaftstest hofft, dann seid ihr nicht allein. Jedes siebte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. [10] In diesem Beitrag möchten wir uns auf einen positiven Ausblick fokussieren: Auf die Möglichkeiten einer künstlichen Befruchtung und damit auf eure Chance, Mama oder Papa zu werden.
Das Wichtigste in Kürze
Die Reproduktionsmedizin bietet vielfältige Methoden, damit dein oder euer Kinderwunsch in Erfüllung geht, wenn es auf dem natürlichen Weg nicht funktioniert.
Die gängigsten Methoden sind die intrauterine Insemination, IVF und ICSI.
Welche Methode zur Anwendung kommt, hängt von den Ursachen der ungewollten Kinderlosigkeit ab und kann nur nach eingehenden ärztlichen Untersuchungen entschieden werden.
Die Kosten für eine künstliche Befruchtung sind leider relativ hoch. Informiere dich unbedingt ausführlich bei deiner gesetzlichen und / oder privaten Krankenversicherung und frage auch nach einer Unterstützung in deinem Bundesland.
Künstliche Befruchtung: Chancen auf einen erfüllten Kinderwunsch(Die Chancen auf einen erfüllten Kinderwunsch)
Für viele Paare ist es eine der schönsten und auch wichtigsten Entscheidungen im Leben, ein Kind zu bekommen. Doch leider bleibt es bei einigen bei einem Wunsch – einem unerfüllten Kinderwunsch. Im Alter zwischen 25 und 59 Jahren ist fast jedes zehnte Paar davon betroffen. [1]
Wenn es auf natürlichem Weg zu keiner Schwangerschaft kommt, dann ist der erste Schritt in Richtung Babyglück das Gespräch mit Fachärztinnen und –ärzten für Gynäkologie und Andrologie. Tatsächlich suchen aber nur rund 25 % der Frauen und 20 % der Männer ärztliche Hilfe auf, auch wenn sie seit mehreren Monaten oder Jahren ungewollt kinderlos sind. Die Entwicklung ist jedoch positiv und zunehmend mehr Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch suchen das offene Gespräch. [9] Wir möchten dir ans Herz legen, Teil dieser Entwicklung zu sein und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Im Zuge einer ausführlichen Anamnese und Fruchtbarkeitsuntersuchungen beim Mann und der Frau wird die Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit bestimmt. Eine besonders einfache Erklärung liegt beispielsweise vor, wenn das Paar schlichtweg zum falschen Zeitpunkt ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte und dadurch eine Befruchtung sehr unwahrscheinlich war.
Bei 30 bis 40 % der Paare liegt eine organische Ursache zugrunde. Dazu zählen Erkrankungen des Mannes oder der Frau sowie hormonelle Störungen. Auch hier gibt es wieder eine Vielzahl an Differenzierungen sowie möglichen Behandlungsmethoden. So ist beispielsweise eine Hormonbehandlung bei Kinderwunsch möglich, wenn eine Schilddrüsenfehlfunktion Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit ist. [2]
In Deutschland gibt es viele Zentren für eine Kinderwunschbehandlung, die auf alle gängigen Ursachen und Behandlungsmethoden spezialisiert sind. Ziel ist es, mit einer passenden Behandlungsmethode eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg zu ermöglichen. Ist die Chance dafür zu gering oder gleich null, dann bietet eine künstliche Befruchtung die Chance auf dein oder euer Babyglück. Diese wird auch als assistierte Reproduktion (ART) bezeichnet.
Voraussetzungen für eine Kinderwunschbehandlung
Der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkasse legte 1990 detaillierte Richtlinien über die künstliche Befruchtung fest. Diese wurden zuletzt 2017 aktualisiert (Stand April 2021). [21] Ergänzend dazu ist im Embryonenschutzgesetz definiert, welche Behandlungsmethoden erlaubt sind. [22] In diesen beiden Dokumenten ist beispielsweise geregelt, dass …
… der HIV-Status beider Partner vor einer Behandlung bekannt sein muss.
… eine ausführliche medizinische Beratung stattfinden muss.
… eine Leihmutterschaft sowie Eizellspende verboten sind.
Auf die Bedingungen für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse gehen wir später im Abschnitt “Künstliche Befruchtung: Kosten und Kostenübernahme” ein.
Künstliche Befruchtungen: Ablauf der gängigsten Methoden
In Deutschland ist genau definiert, welche medizinischen Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung eingesetzt werden dürfen. [5] Die Wahl der passenden Methode ist keine persönliche Entscheidung, sondern abhängig von der individuellen Diagnose und der zugrundeliegenden Ursache. [6]
Eine Studie des DELTA-Instituts hat ungewollt Kinderlose im Alter zwischen 20 und 50 Jahren befragt und eine erstaunliche und zugleich erschreckende Entdeckung gemacht: Die bei Frauen und Männern bekannteste medizinische Methode bei unerfülltem Kinderwunsch ist die Leihmutterschaft. Das Kriterium der Umfrage war, ob sie “schon mal davon gehört” haben. 80 % der Befragten gaben an, dieses Angebot zu kennen. Warum wir dies als eine erschreckende Entdeckung bezeichnen? Eine Leihmutterschaft ist in Deutschland untersagt und darf von Ärztinnen und Ärzten nicht unterstützt werden. [9]
Auf Grundlage dieser Studie legen wir dir ans Herz, dich frühzeitig mit den legalen Möglichkeiten vertraut zu machen. Lass dich dabei nicht von den komplizierten Bezeichnungen abschrecken. Im Folgenden beleuchten wir die gängigsten Behandlungen und beschreiben mit verständlichen Worten in welchen Fällen die jeweilige Methode angewendet wird und wie hoch ihre Erfolgschancen sind. Zudem skizzieren wir den jeweiligen groben Ablauf.
Intrauterine Insemination
Definition und Ablauf: Bei der sogenannten intrauterinen Insemination werden die Samenzellen des Mannes direkt in die Gebärmutter der Frau übertragen. Dieser Vorgang erfolgt mit Hilfe einer Spritze oder eines weichen Katheters. [6] Dieser Methode geht eine Hormonbehandlung der Frau voraus. Auch der Samen des Mannes wird aufbereitet und die besten Samenzellen werden ausgewählt, um die Chancen auf eine Befruchtung zu erhöhen. [10] Eine Aufschlüsselung der Bezeichnung dieser Methode bringt noch mehr Klarheit: Intrauterin bedeutet “innerhalb der Gebärmutter”, Insemination beschreibt die Übertragung des Samens. Warum die Chancen auf eine Schwangerschaft mit dieser künstlichen Befruchtung besser sind im Vergleich zu einem Versuch auf natürlichem Weg? Durch die Methode überspringen die Spermien den Gebärmutterhals und umgehen auf diese Weise den natürlichen Filter des weiblichen Körpers. [10]
Anwendung: Die intrauterine Insemination ist sinnvoll, wenn keine schwerwiegenden Ursachen vorliegen. In den meisten Fällen sind die Spermien in zu geringer Anzahl vorhanden oder zu unbeweglich. [6] Auch eine Unfruchtbarkeit ohne erkennbare Ursache oder Zyklusstörungen sind in diesem Fall häufig die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch. [10]
Vor- und Nachteile: Diese Art der künstlichen Befruchtung bedingt nur eine relativ geringe Belastung für die Frau und wenige Risiken. Dafür ist das Anwendungsgebiet sehr eingeschränkt. Die Methode ist leider keine Option für Paare mit schwerwiegenderen Fruchtbarkeitsproblemen.
Chancen der künstlichen Befruchtung: Pro Behandlungszyklus liegt die Chance auf eine Schwangerschaft durchschnittlich bei 5 bis 10 %. Nach mehreren Versuchen erhöht sich die insgesamt auf insgesamt 10 bis 30 %. [4] Wir haben bei einem Kinderwunschzentrum die Information gelesen, dass sich die Wahrscheinlichkeit durch eine vorausgehende Hormontherapie auf 20 % pro Zyklus erhöhen lässt. Das Zentrum betont jedoch, dass die Erfolgsquote sehr abhängig von der ausgewählten Medikamentation ist und 20 % die besten Raten sind. [10]
Künstliche Befruchtung: IVF (In-vitro-Fertilisation)
Definition und Ablauf: “In vitro” bedeutet ins Deutsche übersetzt ”im (Reagenz-)Glas”. Die Bezeichnung weist damit bereits auf ein wichtiges Charakteristikum dieser künstlichen Befruchtung hin. Bei der IVF-Methode werden bei der Frau mehrere Eizellen entnommen und in einem Reagenzglas mit Spermien vermischt. Dem geht eine Hormonbehandlung bevor, damit mehrere befruchtungsfähige Eizellen gewonnen werden können. Zudem wird der Eisprung erst mit Medikamenten verhindert, um dann gezielt durch die Injektion von hCG den Eisprung auslösen und die Eizellen entnehmen zu können. [18] Bei hCG handelt es sich um das humane Choriongonadotropin – ein Hormon, das zu Beginn einer Schwangerschaft gebildet wird. Nach der Verabreichung kommt es nach etwa 36 Stunden zum Eisprung. [19]
Anwendung: Eine künstliche Befruchtung durch die IVF-Methode ist notwendig, wenn eine natürliche Befruchtung im weiblichen Körper erschwert oder nicht möglich ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Eileiter der Frau vernarbt sind. [12]
Vor- und Nachteile: Es gibt leider keine Garantie dafür, dass sich der Embryo erfolgreich einnistet. Aus diesem Grund ist es üblich, zwei oder drei Embryonen zu übertragen. Eine noch höhere Anzahl ist gesetzlich in Deutschland untersagt. [6] Diese gängige Praxis führt zu einem höheren Anteil an Zwillingen oder Mehrlingsgeburten. Bei 5 bis 15 % der Frauen kommen Zwillinge zur Welt, bei 1 bis 3 % sogar Drillinge. [13]
Chancen: Mit einer Erfolgschance von 25 bis 30 % ist diese deutlich höher als bei der intrauterinen Insemination. Bei dieser künstlichen Befruchtung sind die Chancen beim ersten Mal bereits auf ihrem höchstmöglichen Niveau. Doch leider liegt die Lebendgeburtenrate nur bei 15 bis 20 %. [4] Die angegebene Erfolgschance von 25 bis 30 % inkludiert auch, dass etwa 10 bis 15 % der Frauen eine Fehlgeburt erleben. Normalerweise liegt dieser Wert nur bei etwa 8 bis 10 %, wenn die Befruchtung auf natürlichem Weg erfolgt. Das Kinderwunschzentrum Ludwigsburg weist jedoch darauf hin, dass diese Werte mit dem höheren Alter der Patientinnen zusammenhängen, bei denen diese Methode häufig Anwendung findet. [13]
Künstliche Befruchtungen: ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion)
Definition und Ablauf: Wird die Abkürzung ICSI ausgeschrieben (also intrazytoplasmatische Spermieninjektion), dann erinnert die Methode an die intrauterine Insemination. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um eine spezielle IVF-Methode. Paare bemerken kaum einen Unterschied zwischen den beiden Methoden, da sich der Ablauf erst im Labor unterscheidet. Nach einer Hormonbehandlung werden der Frau bei der ICSI-Methode Eizellen entnommen. Anschließend wird eine einzelne Samenzelle mit einer feinen Glasnadel direkt in die Eizelle injiziert. Sind die Befruchtung und die beginnende Zellteilung erfolgreich, dann werden bis zu drei Embryonen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt.
Anwendung: ICSI wird eingesetzt, wenn es bei einer natürlichen Samenübertragung sowie bei einer IVF-Behandlung zu keiner Schwangerschaft kommt. Ursachen dafür können sein, wenn im Ejakulat zu wenig Samenzellen enthalten sind oder ein Verschluss der Samenwege vorliegt. [6] Einfach ausgedrückt wird den Samenzellen bei dieser Methode geholfen, in die Eizelle einzudringen. [12]
Vor- und Nachteile: Ein Nachteil gegenüber der IVF-Methode ist, dass vor der künstlichen Befruchtung keine Auswahl der Spermien stattfindet. Dafür ermöglicht ICSI eine gegenüber IVF deutlich verbesserte Chance auf eine Schwangerschaft auch bei einer stark reduzierten Menge und Beweglichkeit der Spermien. [28]
Chancen: Die ICSI Erfolgsquote liegt bei rund 25 [6] bis 30 %. [14]
Intratubarer Gametentransfer (GIFT)
Definition und Ablauf: Auch bei dieser Methode werden der Frau, wie bei IVF und ICSI, Eizellen entnommen. In diesem Fall erfolgt dieser Vorgang durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) und das Aufziehen der Eizellen in einen Katheter. Gemeinsam mit aufbereiteten Samenzellen werden diese dann anschließend direkt in den Eileiter gespritzt. Dadurch erfolgt die Befruchtung auf natürliche Art und Weise im Körper der Frau.
Anwendung: Die GIFT-Methode wird häufig gewählt, wenn keine erkennbaren Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit vorliegen oder wenn die Frau unter Endometriose leidet.
Vor- und Nachteile: Zwar ist die Erfolgschance nur geringfügig kleiner als bei der IVF-Methode, jedoch muss die Entnahme der Eizellen unter einer Vollnarkose erfolgen. Dies birgt höhere Risiken für Komplikationen, weswegen diese Methode nur noch selten angewendet wird. Außerdem ist auch das Risiko für Eileiterschwangerschaften erhöht. [15]
Chancen: Die Erfolgschancen dieser Methode liegen bei 20 %. [6]
Weitere Methoden und die Chancen
Die vorangegangene Vorstellung der gängigsten Methoden hat gezeigt: Wenn du dich für eine künstliche Befruchtung entscheidest, hängt deren zeitlicher Ablauf davon ab, welche Methode angewandt wird. Ebenso ist davon abhängig, wie eine künstliche Befruchtung funktioniert. Wir möchten an dieser Stelle noch zwei untergeordnete Methoden erwähnen, bei denen die Befruchtung über die dir bereits bekannte ICSI-Methode verläuft:
Es kann sein, dass bei Männern keine Samenzellen in der Samenflüssigkeit vorhanden sind (Azoospermie). In diesem Fall können Spermien im Zuge der Methode TESE (Testikuläre Spermienextraktion) direkt aus dem Hoden oder mit Hilfe von MESA (Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration) aus dem Nebenhoden entnommen werden. [4]
Sind die Spermien des Mannes nicht in ausreichender Qualität vorhanden oder lebt ihr in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung, dann kann euch eine Samenspende weiterhelfen. Männer, die dazu bereit sind, müssen sich mit den Samenspende-Voraussetzungen auseinandersetzen. Dazu zählen unter anderem eine hohe Anzahl fruchtbarer Spermien. Körperliche Untersuchungen sowie eine Prüfung der charakterlichen Reife stellen zusätzlich sicher, dass sich der Spender eignet. [24]
Die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung
Hast du dich darüber gewundert, dass die Chancen einer erfolgreichen künstlichen Befruchtung im niedrigen, zweistelligen Bereich liegen? Schwanger zu werden ist ein komplexer Prozess, bei dem viele Faktoren eine wichtige Rolle spielen. So ist es beispielsweise auch bei der Anwendung von Methoden der assistierten Reproduktionsmedizin möglich, dass die Befruchtung klappt, aber die Einnistung nicht. Die Einnistung wird auch als Implantation bezeichnet. Dieser Prozess kann beispielsweise auf Grund von Störungen der Embryoentwicklung oder des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut erfolgslos sein. Es gibt jedoch zahlreiche Möglichkeiten, um die Implantation zu verbessern. Welche angewandt wird, hängt – wieder einmal – von der Diagnose und der genauen Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit ab. [20]
Exkurs: Präimplantationsdiagnostik - Ablauf und Möglichkeiten
Paare, die auf Methoden der künstlichen Befruchtung angewiesen sind, stehen unter einem noch größeren Druck als jene, die sich eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg verlassen können. Dieser Druck entsteht unter anderem durch die hohen Kosten, die bei jedem Versuch entstehen. Zudem wird nur eine begrenzte Anzahl an Versuchen von der gesetzlichen Krankenkasse finanziell unterstützt.
Doch manche Paare haben noch eine weitere Sorge: Leidet der langersehnte Nachwuchs an einer Krankheit oder einem genetischen Defekt? Gibt es auf Grund der Krankheitsgeschichte der Elternteile einen naheliegenden Verdacht, so wird neben der Reproduktionsmedizin auch die Präimplantatationsdiagnostik genutzt.
Dabei wird das genetische Material des Embryos schon vor der Einnistung in die Gebärmutter untersucht. Die Untersuchungen der Embryonen im Labor sind nur im Fall einer künstlichen Befruchtung gesetzlich erlaubt. Ob dieses diagnostische Verfahren in eurem Fall Sinn macht, können nur Ärztinnen und Ärzte feststellen und entscheiden. In Deutschland ist es zudem gesetzlich vorgeschrieben, dass die Untersuchungsmethoden durch die Ethikkommission freigegeben werden. Tritt eine Schwangerschaft nach der Diagnostik ein, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass keine genetische Veränderung vorliegt. [17] Oder vereinfacht gesagt: Euer Kind wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit gesund auf die Welt kommen.
Künstliche Befruchtungen: Über die Kosten und mögliche Kostenübernahme(Über die Kosten und mögliche Kostenübernahme)
Die vielfältigen Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung geben Paaren Hoffnung. Doch leider ist der Preis für Behandlungen in vielen Fällen sehr hoch – und für manche Paare sogar nicht leistbar.
Die in diesem Artikel bereits erwähnte DELTA-Institut-Studie kam im Jahr 2013 zu dem Ergebnis, dass 49 % der ungewollt kinderlosen Frauen und Männern zwischen 20 und 50 Jahren die hohen Kosten als Grund angeben, warum ihnen Zweifel und Bedenken gegenüber einer reproduktionsmedizinischen Behandlung kommen. Weitere Faktoren sind Unsicherheit bezüglich der Erfolgschancen, psychischer sowie körperlicher Stress und das Fehlen von Erfahrungsberichten und Informationen. [9] Ausführliche Informationen stellen wir dir in unserem miapanda Ratgeber zur Verfügung. Doch auch bezüglich der Kosten haben wir gute Nachrichten:
Es besteht die Möglichkeit, dass ihr finanzielle Unterstützung von der gesetzlichen Krankenkasse für künstliche Befruchtung bekommt. Dafür gibt es jedoch bestimmte Voraussetzungen.
Dazu zählt unter anderem eine Altersgrenze: Frauen haben zwischen dem vollendeten 25. und dem vollendeten 40. Lebensjahr Anspruch auf eine Kostenbeteiligung. Bei Männern liegt die Grenze zwischen dem vollendeten 25. und 50. Lebensjahr. Basis für diese Richtlinie ist, dass eine Aussicht auf Erfolg bestehen muss. Diese hängt einerseits vom Alter ab und gibt andererseits auch eine begrenzte Anzahl an Versuchen vor, die erfolglos sein dürfen. Wird diese Anzahl überschritten, dann besteht kein Anspruch mehr auf finanzielle Unterstützung.
Die Anzahl der von der Krankenkasse abgedeckten erfolglosen Versuche liegt zwischen zwei- und achtmal. [8] So übernehmen beispielsweise die DAK und AOK Kosten entsprechend diesen Richtlinien.
Frauen ab einem gewissen Alter fragen sich: Welche Krankenkasse zahlt künstliche Befruchtung über 40? Wir haben in diesem Absatz die Altersgrenze der Frau bereits beim vollendeten 40. Lebensjahr festgesetzt. Dies gilt pauschal nur für gesetzliche Krankenversicherungen. Private Versicherungen heben die Altersgrenze teilweise an. Die Salus BKK beispielsweise bietet einen Kostenzuschuss bis zum 42. Lebensjahr der Frau an. Die BKK Akzo Nobel-Bayern erhöht sogar auf 45 Jahre. [25]
Eine weitere Voraussetzung ist, dass Paare verheiratet sein müssen. [7]
Was ist ein "erfolgreicher Versuch"?
Um zu wissen, wann euer Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung endet ist es wichtig, korrekt zwischen erfolgreichen und erfolglosen Versuchen einer künstlichen Befruchtung zu unterscheiden.
Als erfolgreicher Versuchgilt jeder Versuch, der zu einer Schwangerschaft führt. Diese Definition bleibt auch dann aufrecht, wenn es zu keiner Geburt kommt. Als Geburt wiederum zählen auch Lebend-, Tot- und Fehlgeburten. Auf den ersten Blick wirkt diese Regelung fast schon makaber. Denn schließlich ist dein oder euer einziger Wunsch, ein gesundes Kind zu bekommen. Dementsprechend ist eine Schwangerschaft ohne Geburt oder mit Fehlgeburt ein sehr trauriges Ereignis, das erst verarbeitet werden muss. Wir versuchen dennoch den positiven Ausblick in die Zukunft zu betonen: In diesem Fall bleibt nämlich euer Anspruch auf einen weiteren Versuch einer künstlichen Befruchtung aufrecht, da ihr keinen “erfolglosen Versuch” verbraucht habt. [8]
Ein unerfüllter Kinderwunsch kann zu einer sehr großen psychischen Belastung werden. Deswegen hat das Bundesfamilienministerium in Deutschland die Initiative “Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit” gestartet. Diese finanzielle Unterstützung steht grundsätzlich auch unverheirateten Paaren zu. Leider besteht Stand April 2021 nur zwischen elf Bundesländern und dem Bund eine Kooperation. Diese ist Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung, die bis zu 50 % des Eigenanteils ausmachen kann, der nach der Abrechnung mit gesetzlichen und privaten Krankenkassen übrig bleibt. Die genaue Förderungssumme hängt von den Förderkriterien des Bundeslandes ab. [1]
Künstliche Befruchtung ohne Partner
Du bist Single und wünschst dir ein Kind? Auch alleinstehende Frauen in Deutschland können die Methoden der künstlichen Befruchtung in Anspruch nehmen. Dadurch soll vermieden werden, dass Frauen ihren Kinderwunsch unterdrücken und unter einer großen psychischen Belastung leiden.
Das Gesetz erlaubt neben der Übertragung der Samen deines Partners (durch die sogenannte homologe Insemination) auch die Übertragung von Spendersamen (durch die sogenannte heterologe Insemination). Verboten sind hingegen unter anderem die Leihmutterschaft sowie Eizellspende. [5]
Laut einer Studie des DELTA-Instituts sind nur 74 % der Frauen zwischen 20 und 50 Jahren ohne Kind und ausgeprägtem Kinderwunsch in fester Partnerschaft. Das zeigt: Es gibt viele alleinstehende Frauen, die diesen Wunsch haben. Gleichzeitig können sich 35 % der Frauen und 28 % der Männer vorstellen, auch ohne festen Partner ein Kind zu bekommen. [9]
Für alleinstehende Männer oder homosexuelle, männliche Paare besteht aus biologischen Gründen keine Möglichkeit, eine künstliche Befruchtung durchzuführen. Da die Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, weichen Betroffene ins Ausland (wie beispielsweise Tschechien) aus, da die gesetzlichen Regelungen in anderen Ländern in diesem Punkt von dem deutschen Recht abweichen. [16]
Was kostet eine künstliche Befruchtung?
Sind alle Voraussetzungen erfüllt, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse 50 % die Kosten. Die Bedingungen legen unter anderem eine Altersgrenze von 40 Jahren bei Frauen und von 50 Jahren bei Männern fest. Außerdem ist es Voraussetzung, dass das Paar verheiratet ist. Die Kosten sind sehr individuell und hängen auch davon ab, wie viele Untersuchungen und Medikamente notwendig sein. Je nach Methode reichen diese von 570 € bis 5.700 € pro Behandlungszyklus. [26]
Was passiert nach dem Embryotransfer im Körper?
Wenn die künstliche Befruchtung erfolgreich ist, dann nisten sich die Embyronen in der Gebärmutterschleimhaut ein und entwickeln sich weiter. Etwa nach zwei Wochen kann ein Schwangerschaftstest Auskunft geben, ob der Prozess erfolgreich war. Die Frau kann in dieser Zeit keinen Einfluss auf den Erfolg der Behandlung nehmen. Wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, dann bildet sich das Schwangerschaftshormon hCG. Dadurch kann es zum sogenannten Überstimulationssyndrom kommen, bei dem sich im Bauch- und Brustraum Wasser einlagert. Deine Ärztin oder dein Arzt sprechen solche Risiken selbstverständlich rechtzeitig mit dir ab. [27]
Wie läuft eine künstliche Befruchtung ab?
Dies hängt von der gewählten Methode ab. Bei der intrauterinen Insemination werden die Samenzellen direkt in die Gebärmutter übertragen. Bei den Methoden IVF (In-Vitro-Fertilisation) sowie ICSI hingegen wird auch die Eizelle aus dem weiblichen Körper genommen und in einem Reagenzglas mit dem Spermium vereint. Nach erfolgreicher Befruchtung und Zellteilung werden die Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt. Kommt es zu einer erfolgreichen Einnistung, bist du schwanger.
Was ist nach dem Embryotransfer zu beachten?
Nach dem schmerzfreien Eingriff ist Entspannung angesagt! Das bedeutet jedoch nicht, dass du die ganze Zeit über im Bett ruhen musst. Vielmehr ist damit psychische Entspannung gemeint. Es gibt nämlich grundsätzlich keine bestimmten Verhaltensregeln. Nach den neuesten Kenntnissen beeinflusst zu intensive Bettruhe die Erfolgschancen sogar negativ. Selbstverständlich sind Nikotin, Alkohol und andere gesundheitsschädliche Substanzen tabu. Ein gesunder Lebensstil ist jedoch generell ratsam, wenn du dir wünschst schwanger zu werden. [27]
Quellenverzeichnisse
[1] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/schwangerschaft-und-kinderwunsch/ungewollte-kinderlosigkeit
[2] https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/ursachen/medizinische-ursachen
[3] https://www.deutsches-ivf-register.de/mitgliedszentren.php
[4] https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/behandlung/kuenstliche-befruchtung
[5] https://www.informationsportal-kinderwunsch.de/kiwu/behandlung/rechtliche-rahmenbedingungen
[6] https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/kuenstliche-befruchtung/methoden/
[7] https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/kuenstliche-befruchtung/
[8] https://www.g-ba.de/themen/methodenbewertung/ambulant/kuenstliche-befruchtung/definition-zaehlweise/
[9] https://www.bmfsfj.de/resource/blob/161018/2027ee7422f420d004ebcb026bbb277b/ungewollte-kinderlosigkeit-2020-data.pdf
[10] https://www.kinderwunschzentrum.org/fileadmin/media/IUI.pdf
[11] https://www.kinderwunschzentrum.org/siegen/kinderwunsch/zahlen-fakten/
[12] http://www.profertilita-regensburg-kinderwunsch.de/schwerpunkte/kinderwunschbehandlung/
[13] https://www.kinderwunschzentrum-ludwigsburg.de/de/ihr-weg-zum-wunschkind/chancen-risiken.html
[14] https://www.kinderwunschzentrum.org/siegen/leistungen/icsi/
[15] https://www.kinderwunsch-pforzheim.de/kinderwunsch-forum/behandlung/verfahren/intratubarer-gametentransfer-gift
[16] https://ivf.ilaya.com/de/leihmutterschaft-in-der-tschechischen-republik/
[17] https://www.kinderwunschzentrum.org/siegen/leistungen/praeimplantationsdiagnostik/
[18] https://kinderwunschzentrum-mainz.de/kinderwunsch-forum/behandlung/ivf-icsi-behandlungsschritte/3-ausloesen-des-eisprungs
[19] https://ivi-fruchtbarkeit.de/blog/bhcg-hormon-schwangerschaft/
[20] https://www.ivf-nuernberg.de/kinderwunsch-forum/ursachen/einnistungsstoerungen-des-embryos
[21] https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1402/KB-RL_2017-03-16_iK-2017-06-02.pdf
[22] https://www.gesetze-im-internet.de/eschg/BJNR027460990.html
[23] https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__27a.html
[24] https://www.erlanger-samenbank.de/samenspende/
[25] https://www.kinderwunschzentrum-ludwigsburg.de/de/ihr-weg-zum-wunschkind/kosten/kosten-satzungsleistungen.html
[26] https://kinderwunschaerztin.de/kinderwunsch/kosten/
[27] https://vivaneo-ivf.com/de/behandlung/embryotransfer/
[28] https://www.g-ba.de/downloads/40-268-624/2008-02-20-Abschluss-ICSI.pdf
letzter Aufruf jeweils am 20.07.201 14:20
Bildrechte
[1] © Pexels - RODNAE PRODUCTIONS
[2] © Jenny Sturm - stock.adobe.com
[3] © Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com
Wir erstellen unsere Ratgeberartikel auf der Basis von wissenschaftlichen Quellen. Dennoch möchten wir darauf hinweisen, dass sich die Angaben in keinem Fall als Ersatz für eine professionelle, ärztliche Beratung oder Behandlung eignen. Die Inhalte von miapanda.de können und dürfen daher nicht verwendet werden, um selbst eine Diagnose zu stellen und/oder eine Behandlung zu beginnen.