Alles über die Fruchtwasseruntersuchung

zuletzt aktualisiert am 08.12.2021
mit wissenschaftlichen Quellen belegt
Sabine Rajchl
zuletzt aktualisiert am 08.12.2021
mit wissenschaftlichen Quellen belegt

Fruchtwasseruntersuchung: Stets aufschlussreich, aber nicht frei von Risiken

Bei der Fruchtwasseruntersuchung wird Fruchtwasser entnommen und anschließend untersucht. Genauer gesagt werden die Zellen des Babys untersucht, die sich darin befinden. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf das Risiko bestimmter Erkrankungen oder Fehlbildungen ziehen.

Man könnte also meinen: Falls du sichergehen möchtest, dass dein Baby gesund zur Welt kommt, kannst du durch eine Fruchtwasseruntersuchung bereits zahlreiche Erkrankungen ausschließen. 


Doch Vorsicht: Als Eingriff ist die Fruchtwasseruntersuchung nicht frei von Risiken und die Sinnhaftigkeit einer solchen Untersuchung ist nur in wenigen Fällen gegeben. Erfahre mehr über das Thema in diesem Artikel!

Das Wichtigste in Kürze

  • Anhand eines Stiches durch den Mutterbauch und einer Kanüle entnimmt deine Ärztin oder dein Arzt Fruchtwasser. Analysen der darin befindlichen Baby-Zellen können Fehlbildungen des Babys ausschließen oder bestätigen.

  • Das größte und zugleich ernsthafteste Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung ist eine Fehlgeburt, die in 0,5 bis 1 % der Fälle eintritt.

  • Sich von vornherein für eine Fruchtwasseruntersuchung zu entscheiden, ist nur in den wenigsten Fällen ratsam. In der Regel findet eine Fruchtwasseruntersuchung nur bei Risikoschwangerschaften, genetischen Erkrankungen innerhalb der Familie sowie bei auffälligen Ergebnissen in der Voruntersuchung statt.

  • Alternativen zur Fruchtwasseruntersuchung sind eine Chorionzottenbiopsie und eine Nabelschnurpunktion. Auch ein Bluttest statt Fruchtwasseruntersuchung ist möglich, doch die Ergebnisse sind weniger aussagekräftig als bei den anderen Untersuchungen.

Das kleine 1x1 zur Fruchtwasseruntersuchung: Was wird untersucht, wie ist der Ablauf und wann der ideale Test-Zeitpunkt?

Eine Fruchtwasseruntersuchung – auch „Amniozentese“ oder „Fruchtwasserpunktion“ genannt – ist eine selten durchgeführte Untersuchungsmethode für den Zeitraum während der Schwangerschaft. Sie dient insbesondere dazu, das Risiko für Chromosomenveränderungen und Fehlbildungen des Babys zu bestimmen. Zudem lassen sich bestimmte Risiken der Schwangerschaft (u. a. eventuelle Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind, Infektionen) besser einschätzen.


Aufgrund existierender (wenn auch geringer) Risiken ist die Durchführung einer Amniozentese nur bei medizinischer Notwendigkeit empfohlen. Für ein grundlegendes Verständnis über diese Untersuchungsmethode und ihre Risiken vermitteln wir dir erstmal Kenntnisse zum gängien Ablauf der Untersuchung sowie den möglichen Komplikationen.

Im Abschnitt „Fruchtwasseruntersuchung – ja oder nein?“ geben wir dir eine schrittweise Entscheidungshilfe mit auf den Weg, damit du einfacher entscheiden kannst, ob eine Fruchtwasseruntersuchung für dich persönlich Sinn ergibt oder nicht.

Fruchtwasseruntersuchung-Ablauf: Wie wird eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt?

Deine Ärztin oder dein Arzt nimmt ein Ultraschall-Bild auf, um sich der optischen Gegebenheiten im Mutterbauch zu vergewissern. Dadurch ist es anschließend möglich, mit einer Kanüle sehr präzise durch die Bauchdecke zu stechen. Vielleicht klingt „das Stechen“ etwas beängstigend für dich, jedoch musst du dir keine Sorgen machen. In vielen Fruchtwasseruntersuchung-Erfahrungen war der Stich nicht schmerzhaft, demzufolge war auch keine lokale Betäubung erforderlich.


Über den Stich entnimmt deine Ärztin oder dein Arzt ein paar Milliliter Fruchtwasser, in dem kindliche Zellen schwimmen. Diese Zellen können im Labor vermehrt und näher untersucht werden. Obwohl es als zur Fruchtwasseruntersuchung auch einen Schnelltest mit ersten Ergebnissen nach ein bis zwei Tagen gibt, solltest du der Zuverlässigkeit wegen auf das sicherere und ausführlichere Ergebnis einer Fruchtwasseruntersuchung bis zu zwei Wochen nach dem Test warten.


Das Ultraschallbild, der Stich, die Fruchtwasserentnahme sowie das Entfernen der Kanüle dauern nur ein paar Minuten. Danach kannst du die Praxis oder die Klinik – an diesen beiden Orten ist die Durchführung des Tests möglich – verlassen. In den Tagen nach der Untersuchung sind jegliche körperliche Anstrengungen, wozu auch Geschlechtsverkehr gehört, zu unterlassen. Halte die ärztlich empfohlene Zeit der Schonung ein, denn dadurch kannst du einige der Risiken einer Fruchtwasseruntersuchung verhindern oder zumindest vermindern.

Fruchtwasser: Was ist bei Abweichungen zu tun?


Fruchtwasseruntersuchung-Risiko-Statistik: Wie wahrscheinlich ist der Eintritt von Komplikationen infolge der Untersuchung?

Das Wichtigste zu Beginn: Die Fruchtwasseruntersuchung ist ein Eingriff und somit eine invasive Untersuchung. Ein Eingriff hat von Grund auf ein höheres Risiko als nicht-invasive Untersuchungsmethoden während der Schwangerschaft. Konkret sprechen wir dabei von folgenden üblichen Risiken einer Fruchtwasseruntersuchung:

  • Blutungen 
  • Temperaturerhöhungen 
  • Fruchtwasserabgang 


Diese Risiken bleiben für Mutter sowie Kind meist folgenlos – also durchatmen! Das wichtigste Kriterium ist das Ausmaß. Beispielsweise solltest du maximal jene Menge an Fruchtwasser verlieren, die dein Körper rechtzeitig nachproduzieren kann. Im Rahmen der ärztlichen Nachsorge nach einer Fruchtwasserentnahme wird in der Regel immer rechtzeitig festgestellt, ob der Verlust an Fruchtwasser zu hoch ist oder nicht. Ansonsten gilt: Höre auf deinen Körper und gehe bei Zweifeln immer zu der Ärztin oder dem Arzt deines Vertrauens! Leider können wir die Beschwerden und ihre Risiken nicht allgemeingültig beschreiben.


Ein selteneres, aber ernstes Risiko einer Fruchtwasseruntersuchung besteht in einer Fehlgeburt und dem daraus resultierenden Schwangerschaftsabbruch. Die Angaben unserer Quellen zur Fruchtwasseruntersuchung-Risiko-Statistik variieren. Zusammengefasst ist von einem Fehlgeburtsrisiko von 0,5 bis 1 % durch eine Fruchtwasserentnahme auszugehen. [1]; [2] Weitere seltenere, aber ebenfalls ernste Risiken bestehen in einer Infektion des Babys (z. B. Amnioninfektionssyndrom) und einer Verletzung des Babys.

Abgesehen von all dem ist ein vorzeitiger Blasensprung als Folge einer Fruchtwasseruntersuchung möglich, der eine Frühgeburt verursachen kann.

Fruchtwasseruntersuchung – welche Woche?

Normalerweise wird eine Fruchtwasseruntersuchung ab Beginn der 15. SSW (Schwangerschaftswoche) angeboten. Von diesem Zeitpunkt an ist sie über den kompletten Zeitraum der Schwangerschaft durchführbar.


Theoretisch ist eine Fruchtwasseruntersuchung schon vor der 15. SSW möglich. In diesem Fall spricht man von einer Frühamniozentese. Von einer solchen Fruchtwasseruntersuchung ist jedoch strengstens abzuraten, weil diese ein höheres Abortrisiko (Fehlgeburtsrisiko) mit sich bringt. Außerdem variieren weitere Risiken einer Fruchtwasseruntersuchung vor der 15. SSW wie folgt:

  • Eine im Zeitraum zwischen dem Beginn der 14. SSW und der 14. SSW + 6 Tage stattfindende Fruchtwasseruntersuchung kann Atemprobleme beim Neugeborenen verursachen.
  • Bei Durchführung der Untersuchung vor der 14. SSW steigt die Häufigkeit muskuloskelettaler Anomalien beim Neugeborenen.
  • Wird die Fruchtwasseruntersuchung schon vor der 10. SSW durchgeführt, so sind Defekte der Extremitäten beim Neugeborenen möglich. [3]

Wir haben auf die Frage „Fruchtwasseruntersuchung – wann?“ also eine klare Antwort gefunden: In der Regel nicht vor der 15. SSW! Die einzigen Ausnahmefälle, in denen eine Frühamniozentese als vertretbar gilt, greifen bei medizinischer Notwendigkeit. Wann diese Notwendigkeit gegeben ist – darüber erfährst du mehr in unserer Entscheidungshilfe im folgenden Abschnitt. Es lohnt sich also, weiterzulesen!

Fruchtwasseruntersuchung – ja oder nein?

Eine gute Entscheidungshilfe bietet der Blick darauf, welche der vielen möglichen Untersuchungen im Rahmen einer Schwangerschaft überhaupt empfohlen sind. Dies trifft laut Mutterschaftsrichtlinien lediglich auf drei Termine innerhalb der Schwangerschaftsvorsorge zu:

  • Zwischen der 9. und 12. SSW wird die Scheitel-Steiß-Länge des Fötus gemessen und es kann festgestellt werden, ob eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt. 

Erst ab Beginn der 12. SSW darf dir verraten werden, welches Geschlecht dein Baby hat.

  • Ab der 19. SSW bis zur 22. SSW steht der Check der Organe auf dem Plan: Herz, Magen, Blase, Gehirn und der allgemeine körperliche Entwicklungsstand werden geprüft.
  • Zwischen der 29. und 32. SSW werden das Wachstum und die Lage des Kindes sowie die Lage der Plazenta und die Fruchtwassermenge überprüft.

Darüber hinaus existiert eine weitere Auswahl an Terminen, die du ebenfalls freiwillig wahrnehmen kannst. Das Ersttrimesterscreening liegt im ersten Schwangerschaftsdrittel und umfasst mehrere Untersuchungen.

Ersttrimesterscreening: Ja oder Nein? Mit unseren 5 Fragen und Antworten die beste Entscheidung treffen!


Obwohl wir jetzt thematisch leicht abweichen, bitten wir dich, weiterzulesen. Denn die Resultate des Ersttrimesterscreenings hängen eng mit der Entscheidung für oder gegen eine Fruchtwasseruntersuchung zusammen.


Beim Ersttrimesterscreening finden mehrere Untersuchungen statt, die nicht-invasiv sind. Sie gelten daher als unschädlich für dein Baby. Im Fokus des Ersttrimesterscreenings steht die Ermittlung der Wahrscheinlichkeit für eine Chromosomenstörung bei deinem Baby.

Chromosomenveränderungen haben zur Folge, dass das Baby mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung zur Welt kommt. Die wohl bekannteste Störung von Chromosomen ist das „Down-Syndrom“; auch: Trisomie 21. Eine Nackenfaltenmessung per Ultraschall-Untersuchung sowie eine Hormonmessung nach Blutentnahme im Rahmen des Ersttrimesterscreenings können Rückschlüsse darauf erlauben, ob und wie stark das Risiko für das Vorliegen einer Chromosomenstörung ist.


Nun kommen wir zu dem Zusammenhang des Ersttrimesterscreenings mit der Fruchtwasseruntersuchung: Meist führen nur auffällige Ergebnisse bei dem Ersttrimesterscreening dazu, dass Frauen eine Fruchtwasseruntersuchung durchführen lassen.

Falls deine Ärztin oder dein Arzt beim Ersttrimesterscreening feststellt, dass bei deiner Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen oder Erkrankungen des Babys besteht, dann steht eine Fruchtwasseruntersuchung zur Debatte und wird eventuell angeordnet.

Das Ergebnis einer Fruchtwasseruntersuchung ist wesentlich zuverlässiger als das des Ersttrimesterscreenings. Es kann mit einer höheren Sicherheit das Vorliegen oder eben das Nicht-Vorliegen einer Chromosomenanomalie bei deinem Baby belegen. Und so kommen wir zur ersten Entscheidungshilfe bei der Frage „Fruchtwasseruntersuchung – ja oder nein?“

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Entscheidungshilfe Schritt #1: Lasse zunächst ein Ersttrimesterscreening durchführen!

Dieses ist weniger riskant als eine Fruchtwasseruntersuchung. Ein Ersttrimesterscreening ohne auffällige Ergebnisse legt nahe, dass dein Baby gesund zur Welt kommen wird.

Es gibt werdende Mütter, die sogar auf das Ersttrimesterscreening verzichten. Leichtsinnig ist dies keineswegs, denn medizinisch empfohlen sind in der Regel nur die drei Vorsorgetermine, die zu Beginn dieses Abschnittes genannt wurden. Weil die Wahrscheinlichkeit für die Geburt eines Babys mit einer Chromosomenanomalie fast immer verschwindend gering ist, können sich diese Mütter sorgenfrei aufs Baby freuen.

Du hast womöglich die Formulierung „fast immer“ im vorigen Satz gemerkt… Von dieser Formulierung haben wir Gebrauch gemacht, weil nicht alle Schwangerschaften frei von Risiken sind. Deswegen möchten wir auf die Ausnahmen unter den Schwangerschaften eingehen, bei denen ein Ersttrimesterscreening und eine Fruchtwasseruntersuchung eher empfohlen sind:


  • Mütter, die bei Geburt des Kindes 35 Jahre oder älter sind: Schwangerschaften, bei denen die werdende Mutter vor Geburt des Babys nicht unter 35 Jahren alt ist, gelten statistisch gesehen als riskant. Der Begriff „Risikoschwangerschaft“ klingt dramatischer, als die Sachlage im Regelfall wirklich ist. Trotzdem ist angeraten, die Ratschläge von ärztlicher Seite zu befolgen. Weil die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen während der Schwangerschaft mit zunehmendem Alter steigt, sind zusätzliche Untersuchungstermine sinnvoll. Demnach sollte zuerst das Ersttrimesterscreening durchgeführt werden. Bei auffälligen Ergebnissen wird eine Fruchtwasseruntersuchung ärztlich angeboten.
  • Vorliegende Chromosomenstörungen in der Familie: Falls Familienmitglieder eine Chromosomenstörung haben oder dies auf eines der Elternteile oder sogar beide zutrifft, dann ist von einem erhöhten Risiko für eine Chromosomenanomalie des Babys auszugehen. Insbesondere Müttern, die schon ein Baby mit einer Chromosomenabweichung, einem Neuralrohrdefekt oder einer anderen Erkrankung bekommen haben, sind zusätzliche Untersuchungen der Pränataldiagnostik wie das Ersttrimesterscreening empfohlen. 
  • Andere medizinische Gründe, wie u. a. der Verdacht auf eine Infektion des Babys: Über eine Fruchtwasseruntersuchung lässt sich nicht nur das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen einer Chromosomenanomalie ermitteln. Schwangere, die rohes Fleisch verzehren und nicht auf Hygiene im Umgang mit Katzen achten, haben ein leicht erhöhtes Risiko für eine Toxoplasmose-Infektion ihres Babys – so der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte Christian Albring in einem Artikel der WELT. [4] Unter anderem kann über eine Fruchtwasseruntersuchung das Vorliegen einer Toxoplasmose-Infektion bestätigt oder widerlegt werden, um angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Liegt eine Infektion vor, so kann eine schnelle Therapie mit Antibiotika womöglich eine Fehlgeburt oder Fehlentwicklungen des Babys verhindern. Neben Toxoplasmose kann eine Fruchtwasseruntersuchung auch beim Verdacht auf Erkrankungen des Babys von ärztlicher Seite empfohlen werden.

Entscheidungshilfe Schritt #2: Bestehen aufgrund deines Alters, erblicher Faktoren innerhalb der Familie oder Infektionen während der Schwangerschaft Risiken fürs Baby, dann lasse dich ärztlich gründlich beraten! 

Im Individualfall kann die Entscheidung auf eine andere Untersuchungsmethode als den Fruchtwassertest fallen. Insbesondere bei ungewöhnlichen Beschwerden während der Schwangerschaft, die nicht zu den typischen Schwangerschaftsbeschwerden zählen, solltest du diesen zweiten Schritt unserer Entscheidungshilfe beherzigen. 

Wir haben bereits erwähnt, dass eine Untersuchung auch vor der 15. SSW stattfinden kann… Je nachdem, welche Krankheiten oder Infektionen eventuell beim Baby vorliegen, wird die Fruchtwasseruntersuchung auf Grundlage einer ärztlichen Empfehlung vor der 15. SSW durchgeführt. 
 
Eine weitere Frage, die du dir bei der Entscheidung für oder gegen eine Fruchtwasseruntersuchung stellen darfst, ist: Was würde sich verändern, wenn bei der Untersuchung herauskäme, dass mein Baby mit dem Down-Syndrom oder einer anderen genetischen Erkrankung zur Welt kommt? 

Entscheidungshilfe Schritt #3: Die Mütter oder Eltern, die ihr Baby in jedem Fall zur Welt bringen wollen, müssen zur Diagnose von Genmutationen keine Fruchtwasseruntersuchung vornehmen, außer es liegt eine medizinische Notwendigkeit (z. B. bei Verdacht auf grünes Fruchtwasser, zu geringe oder zu große Fruchtwassermengen) vor. 

Wenn es für dich bzw. euch hingegen sehr wichtig ist möglichst früh von einer möglichen Genmutation zu erfahren, dann könnt ihr die dafür vorgesehenen Methoden auch nutzen. 

 Zum Abschluss unserer Entscheidungshilfe eine knackige und leicht verständliche Zusammenfassung:  

  • Für gewöhnlich ist der erste Schritt die Durchführung eines Ersttrimesterscreenings. 
  • Nur bei auffälligen Ergebnissen im Rahmen dieses Screenings gilt eine Fruchtwasseruntersuchung als eine von vielen weiteren möglichen Untersuchungen als potenziell sinnvoll.  
  • Das Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung ist in Bezug auf das Risiko für Chromosomenveränderungen zuverlässiger als das des Ersttrimesterscreenings. 
  • Falls keine erblich relevanten Faktoren oder Krankheiten in der Familie vorliegen und du unter 35 Jahren alt bist, dann gibt es grundsätzlich keine dringlichen Gründe für die Durchführung von Ersttrimesterscreening und Fruchtwasseruntersuchung. 

Was kostet eine Fruchtwasseruntersuchung?

Die Fruchtwasseruntersuchung-Kosten liegen bei rund 700 Euro. [5] „Oh, Schreck!“, magst du dir da vielleicht denken, „Wie kann es sein, dass ein wenige Minuten dauernder ärztlicher Termin so viel kostet?“ Dein Termin mag wenige Minuten dauern, aber die Analysen und die Übermittlung der Ergebnisse nimmt mehr Aufwand in Anspruch und kostet deswegen so viel. 

 

Andere Untersuchungsmethoden der Pränataldiagnostik, wie u. a. das bereits erwähnte Ersttrimesterscreening, sind wesentlich weniger kostenintensiv – ein weiterer Grund also, zunächst das Ersttrimesterscreening durchzuführen. In den Ausnahmefällen, in denen eine Fruchtwasseruntersuchung wegen auffälligen Ergebnissen im Ersttrimesterscreening oder aus anderen Gründen ärztlich empfohlen ist, übernimmt sowieso die Krankenkasse die Fruchtwasseruntersuchung-Kosten

 

Ein Blick auf den Kostenfaktor hat also unsere vorherigen Erkenntnisse aus dem Abschnitt „Fruchtwasseruntersuchung – ja oder nein?“ gestützt: Ohne medizinische Notwendigkeit ist das Ersttrimesterscreening die erste Wahl. Zeigt dieses keine auffälligen Ergebnisse, dann ist eine Fruchtwasseruntersuchung nicht notwendig. Bei auffälligen Ergebnissen im Ersttrimesterscreening hingegen ist eine Fruchtwasseruntersuchung durchaus sinnvoll, weil sie

1) weitaus zuverlässigere Ergebnisse verschafft und 

2) die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden. 

Die Bekenntnis zur Kostenübernahme ist den Websites mehrerer gesetzlicher Krankenkassen zu entnehmen. [6] 

Was gibt es für Alternativen zur Fruchtwasseruntersuchung?

Eine Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung ist der FISH-Test. Hierbei handelt es sich um den bereits kurz erwähnten Fruchtwasseruntersuchung-Schnelltest. Auch bei diesem Test wird Fruchtwasser entnommen, allerdings müssen im Gegensatz zur Fruchtwasseruntersuchung keine Zellkulturen angelegt werden. Der daraus resultierende Vorteil ist, dass die Ergebnisse ca. innerhalb von ein bis zwei Tagen vorliegen

 

Der Nachteil dieses Tests ist, dass lediglich eine Auswertung der Chromosomen 13, 18 und 21 sowie der Geschlechtschromosomen erfolgt. Zudem übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Durchführung eines FISH-Tests nicht [7] – sogar dann nicht, wenn er für medizinisch notwendig befunden wurde. Außerdem ist das Risiko genauso hoch wie bei einer Fruchtwasseruntersuchung, das Erkenntnisreichtum dafür aber geringer. Zwar erfolgt die Auswertung der Chromosomen 13, 18 und 21 sowie der Geschlechtschromosomen mit hoher Sicherheit, doch es wird eben nur das Vorliegen dieser Anomalien geprüft und somit weniger als bei einer Fruchtwasseruntersuchung. Dementsprechend bietet es sich unter den meisten Gesichtspunkten an, Geduld zu zeigen und anstelle des Schnelltests eine umfassende Fruchtwasseruntersuchung machen zu lassen. 

 

Wie sieht es aber mit den anderen Fruchtwasseruntersuchung-Alternativen aus; mit den Alternativen, die komplett anders verlaufen? Hier gibt es die folgenden Optionen:


  • Chorionzottenbiopsie: Innerhalb des ersten Schwangerschaftsdrittels bildet sich ein Gewebe rund um den Fötus herum, das mit diesem für gewöhnlich genetisch identisch ist. Das Gewebe ist mit Chorionzotten (das sind Strukturen mit Verästelungen; Anm.) besetzt und entwickelt sich zur Plazenta weiter. Aufgrund der hohen und fast immer vorhandenen Ähnlichkeit der Genetik des Gewebes mit der Genetik des Babys ist eine Chorionzottenbiopsie als Alternative zur Fruchtwasseruntersuchung sehr zuverlässig. Die über die Bauchdecke oder den Muttermund entnommenen Zellen werden im Labor analysiert. Eine Chorionzottenbiopsie ist bereits ab der 11. SSW möglich. Die Risiken für eine Fehlgeburt und sonstige Komplikationen sind um einige Prozent höher als bei einer Fruchtwasseruntersuchung. 
  • Nabelschnurpunktion: Diese Fruchtwasseruntersuchung-Alternative sieht die Blutentnahme über die Nabelschnur des Ungeborenen vor. Das hierfür genutzte Instrument ist eine Hohlnadel. Das entnommene Blut eignet sich nicht nur zur Analyse von Chromosomenanomalien. Auch ausführliche Daten über das Blutbild des Babys werden gewonnen. Die Risiken der Nabelschnurpunktion sind schwer einzuschätzen, da sich die Studien widersprechen. Es werden Risken von 1 bis 7 % für eine Fehlgeburt angegeben. 
  • nicht-invasiver Bluttest statt Fruchtwasseruntersuchung: Beim Bluttest wird mütterliches Blut entnommen, in dem Zellfragmente der DNA aus der Plazenta zirkulieren. Dieser Test hört auf den Namen NIPT und ist nicht-invasiv, was ihn weniger riskant macht. Das Problem bei einem Bluttest statt der Fruchtwasseruntersuchung besteht darin, dass er weniger genau ist und zudem nur zur Prüfung der genetischen Mutationen Trisomie 21, 18 und 13 geeignet ist. [8] Gemäß Fruchtwasseruntersuchung-Erfahrungen ist die Fehlerrate bei Bluttests im zweistelligen Prozentbereich, was bedeutet, dass viele Mütter infolge des Tests oftmals mit einer Sorge leben, die gar nicht gegeben sein muss. Die invasive Fruchtwasseruntersuchung ist im Vergleich dazu ein beweisendes Verfahren und somit sicherer. Rein theoretisch lässt sich ein Bluttest fast schon mit der Qualität der selbst käuflichen Teststreifen fürs Fruchtwasser vergleichen. 

Unser Fazit

Im breit angelegten Vergleich sind eine Fruchtwasseruntersuchung und die Alternative Chorionzottenbiopsie theoretisch die beiden besten Optionen. Alle anderen Testverfahren sind vergleichsweise riskant. Bei einer Nabelschnurpunktion beispielsweise liegt das Risiko für eine Fehlgeburt bei bis zu 7 %. Dennoch ist auch die Nabelschnurpunktion eine angewandte Praxis. Deine behandelnde Ärztin oder dein behandelnder Arzt berät mit dir die passende Untersuchungsmethode und wird mit dir alle Vor- und Nachteile besprechen.

Fruchtwasseruntersuchung – wann? 

Am sichersten und – bis auf wenige Ausnahmen – einzig empfehlenswert: eine Fruchtwasseruntersuchung ab Beginn der 15. SSW. Von diesem Zeitpunkt an kann sie über die komplette Dauer der Schwangerschaft durchgeführt werden. 

Wie lange besteht ein Fehlgeburtsrisiko nach Fruchtwasseruntersuchung? 

Das Fehlgeburtsrisiko dauert nach einer Fruchtwasseruntersuchung noch einige Wochen an; die genaue Dauer ist schwer einschätzbar. Spätestens nach drei Wochen sollte das minimale Risiko einer Fehlgeburt komplett vorüber sein. 

Nach Fruchtwasseruntersuchung: Wie lange schonen?

Direkt nach der Untersuchung sollte eine ungefähr einstündige Ruhezeit in der Praxis oder in der Klinik erfolgen. Danach sind bis zu drei Tage körperliche Erholung daheim angeordnet. Nach dieser Erholung kommt ein ärztlicher Kontrolltermin. Sollten nach der Fruchtwasseruntersuchung Schmerzen oder andere auffällige Beschwerden auftreten, dann ist eine sofortige ärztliche Vorstellung vorzunehmen. 

Wie sicher ist das Ergebnis?

Die Ergebnisse sind sehr sicher. Sie übertreffen die 90 Prozent und reichen – je nach getestetem Aspekt – bis fast an die 100 % heran. Beispielsweise liegt die Genauigkeit einer Diagnose für Chromosomenstörungen bei 99 %, während die Präzision der Diagnose für Neuralrohrdefekte 90 % beträgt. [9] 

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Quellenverzeichnisse

[1] https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/fruchtwasseruntersuchung/ (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[2] https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/07_kliniken/frauenklinik/pdf/Pr%C3%A4natalmedizin/PD-INFO.6.pdf (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[3] https://www.degum.de/uploads/media/UIM_2013_34_EmpfehlungenDEGUMACundCVS.pdf (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[4] https://www.welt.de/gesundheit/article152954036/Gefaehrliche-Toxoplasmose-bei-Babys-oft-unentdeckt.html (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[5] https://www.focus.de/familie/eltern/tipps-fuer-eltern/null-fruchtwasseruntersuchung-ablauf-kosten-und-risiken_id_11682210.html (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[6] https://www.hkk.de/themen/schwangerschaft-und-geburt/schwangerschaftsdiagnostik/fruchtwasseruntersuchtung-amniozentese (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[7] https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/schwangerschaft-und-geburt/gentests-in-der-schwangerschaft-2094844 (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[8] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108868/Praenataldiagnostiker-sehen-gravierende-Maengel-im-G-BA-Beschluss-zum-praenatalen-Bluttest (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 

[9] https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/fruchtwasseruntersuchung/#:~:text=Das%20Ergebnis%20der%20Fruchtwasseruntersuchung%20liefert,90%20Prozent%20ein%20sicheres%20Ergebnis. (letzter Abruf: 01.07.2021; 13:50 Uhr) 


Bildrechte

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