Wo der Schleim sich befindet und wieso er so heißt, wissen wir nun. Viel interessanter und für die Familienplanung sowie natürliche Verhütung auch wichtiger ist die Schleimqualität. Weil diese Qualität im Verlaufe deines Zyklus Änderungen unterliegt, kannst du durch Untersuchung des Zervixschleims viele Informationen über die Phasen deines Zyklus gewinnen. 

Deswegen hältst du die Merkmale des Zervixschleims in deinem Eisprungkalender fest – und schon bist du bestens darüber im Bilde, wann dein Eisprung stattfindet und wann deine fruchtbaren Tage sind!

Damit gewinnst du die wichtigsten Informationen über deinen Zyklus, denn… 

• schwanger zu werden, ist ohne das Wissen über die fruchtbaren Tage ein schwieriges Unterfangen! Du kannst blind deine Karten spielen oder mit einer Strategie die Wahrscheinlichkeit für deinen Erfolg optimieren: Der Zervixschleim ist ein Teil deiner Strategie, um dir mit Köpfchen, weniger Aufwand und besseren Chancen deinen Babywunsch zu erfüllen. 
  
• bei der hormonfreien Verhütung ohne mechanische Hilfsmittel führt kein Weg daran vorbei, über die körperlichen Symptome die fruchtbaren Tage herauszufinden und an diesen Tagen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu vermeiden. Als Verhütungsmethode ist die Prüfung der Zervixschleimqualität ein Teil der symptothermalen Methode, die von der Beratungsstelle Pro Familia als sehr sicheres Verhütungsmittel eingestuft wird. [1] 
  

Im folgenden Abschnitt gehen wir auf die verschiedenen Merkmale des Zervixschleims näher ein. Anhand dieser Eigenschaften erklären wir, wie du deine fruchtbaren Tage erkennst und was der Zervixschleim sonst verrät. Doch zuvor machen wir der Vollständigkeit wegen einen kleinen Abstecher in die menschliche Anatomie und Physiologie. 

Wie du sicher vom Anfang des Textes in Erinnerung hast, wird der Zervixschleim im Gebärmutterhals gebildet. Den medizinisch begeisterten oder generell neugierigen Leserinnen unter euch stellt sich vielleicht die Frage: Wieso wird der Schleim dort produziert? 

Der Schleim schützt die Gebärmutter. Er wird im Gebärmutterhalskanal – auch „Zervixkanal“ genannt – in den Zervixdrüsen produziert und verhindert dort das Eindringen von Krankheitserregern in die Gebärmutter. Über den Großteil des Zyklus verhindert der Zervixschleim auch das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter, aber an den fruchtbaren Tagen tut er dies nicht. Damit ist direkt die Überleitung in das nächste Thema geschaffen… 

Den Beginn der Erforschung des Zervixschleims läutete ein Wissenschaftler namens W. Taylor Smith im Jahre 1855 ein. Er erkannte, dass eine Befruchtung zu dem Zeitpunkt am leichtesten eintritt, wenn „die schleimigen Bestandteile des Gebärmutterhalses in ihrer flüssigen Form sind“. [2] 

Seit dieser Erkenntnis befassten sich Wissenschaftler weltweit mit den Veränderungen des Zervixschleims und deren Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit. Dabei wurde der Zervixschleim mit anderen körperlichen Symptomen in den Zyklusphasen verglichen, wie z. B. der Basaltemperatur. Es zeigte sich, dass die Zervixschleim-Methode einige Vorteile im Vergleich zur Temperatur-Methode hat. 

Der wichtigste dieser Vorteile: Über die Prüfung des Zervixschleims kann – im Gegensatz zur Temperaturmethode – auch herausgefunden werden, wann die fruchtbare Zeit beginnt. [2] Durch die Messung der Basaltemperatur hingegen kannst du nur deinen Eisprung erkennen, nicht aber den Beginn der fruchtbaren Tage, der schon fünf Tage vor dem Eisprung liegt. Aus diesem Grund ist die Temperaturmethode für die natürliche Verhütung unsicher und bei der Planung einer Schwangerschaft nicht sehr zielführend. 

In unseren Artikeln über die Natürliche Familienplanung sowie Eisprung-Anzeichen und -Symptome findest du mehr über die Auswertung der körperlichen Symptome im ganzheitlichen Kontext! In diesem Artikel bleiben wir beim Schwerpunkt Zervixschleim und gehen in den folgenden Abschnitten auf die Veränderungen während des Zyklus ein. 

Kurz vor und zu Beginn der Regelblutung bist du in den allermeisten Fällen nicht fruchtbar. Der Grund hierfür ist neben dem fest verschlossenen Muttermund auch die Konsistenz des Zervixschleims. Man spricht von einer minderen Schleimqualität, weil der Zervixschleim mit seinen Eigenschaften das Eindringen von Samenzellen in die Gebärmutter unmöglich macht. [3] 

Umschreiben lässt sich der Zervixschleim in dieser Phase mit folgenden Adjektiven: 

• dick 
  
• trübe 
  
• sauer 
  
• pappig 
  
• zäh 
  
• weißlich 
  
• mit Klumpen [2]; [3] 
  

In deinem Eisprungkalender kürzt du diese mindere Schleimqualität beim Zervixschleim vor der Periode mit dem Buchstaben „S“ ab. Im Alltag macht sich die geringere Qualität des Zervixschleims bemerkbar, indem du keine oder kaum Feuchtigkeit am Scheideneingang spürst. Der Schleim ist meistens sichtbar. Wenn du außerdem den Schleim mit den Fingern fühlst und ihn dir ansiehst, wirst du genau die in der Aufzählung beschriebenen Eigenschaften feststellen. 

Mit Beginn der Regelblutung verändert sich die Sachlage nochmals, indem du entweder gar keinen Zervixschleim spürst und siehst oder die Trockenheit am Scheideneingang spürst. Einige Frauen verspüren zu diesem Zeitpunkt ein unangenehmes Jucken am Scheideneingang. 

Einige Tage nach deiner Regelblutung macht sich der Zervixschleim langsam wieder bemerkbar. Zunächst ist dessen Qualität wie vor der Periode. Der dickliche, klumpige, zähe und elastische Schleim verursacht ein leicht feuchtes Gefühl am Scheideneingang. [2] Es ist der Beginn der Schleimphase, die sich bis zum Schleimhöhepunkt zum Zeitpunkt des Eisprungs intensivieren wird. 

Deine fruchtbaren Tage beginnen schon vor dem Eisprung, weil Spermien mehrere Tage im Körper der Frau überlebensfähig sind. Es gibt regelmäßig Versuche und Beobachtungen von Befruchtungen mit bis zu 5 Tage alten Spermien. Wie kannst du am Zervixschleim fruchtbare Tage erkennen? 

• Die Menge des Schleims nimmt zu; 
  
• er wird glasig, dehnbar und fadenziehend; 
  
• und seine Beschaffenheit gleicht der von rohem Eiweiß. [2] 
  

In deinem Eisprungkalendervermerkst du diese Qualität des Schleims mit dem Kürzel „S+“. Im Verlaufe des Alltags spürst du eventuell, wie der Schleim in Schüben als Ausfluss aus der Scheide rinnt. Spinnbarer Zervixschleim ist beim Fühlen mit den Fingern und beim Ansehen nur allzu gut erkennbar. Mit diesen Eigenschaften ist der Zervixschleim spermafreundlicher. Du darfst davon ausgehen, dass bei einem Zervixschleim dieser Qualität deine fruchtbaren Tage vor dem Eisprung eingetreten sind. 

Am Tag des Eisprungs intensivieren sich die Eigenschaften: Die Menge des Schleims kann nochmals ansteigen, aber vor allem wechselt die Optik von „milchig“ auf „durchsichtig“. Durch die Wassereinlagerung im Zervixschleims kann es sogar sein, dass er wegrinnt wie Wasser, was dir die Bestimmung des Eisprung-Zeitpunkts noch einfacher macht. Sehr kurz vor dem Eisprung und am Tag des Eisprungs sollte ein stark spinnbarer Zervixschleim vorliegen, mit dem du mehrere Zentimeter lange Fäden ziehen kannst. [2]; [3] 

Zunächst gibt es viel Zervixschleim nach dem Eisprung. Bereits einen Tag nach dem Eisprung allerdings ändert sich das Bild komplett: Plötzlich wird aus dem durchsichtigen Schleim in großer Menge mit der Qualität S+ ein minderwertiger Schleim wie vor und nach der Periode. Dies ist der abfallenden Östrogenkonzentration geschuldet, denn der Spiegel des Hormons Östrogen hängt eng mit den Veränderungen des Zervixschleims zusammen. 

In der ersten Zyklushälfte dominieren unter den weiblichen Hormonen die Östrogene, die für die Entwicklung der Eizelle in einem der beiden Eierstöcke von großer Bedeutung sind. Dementsprechend steigt der Spiegel, je näher der Eisprung kommt. 

Mit dem Eisprung und somit dem Wechsel in die zweite Zyklushälfte dominieren die Gestagene – hauptsächlich Progesteron – die die Gebärmutter auf die Schwangerschaft vorbereiten. Da die Qualität des Zervixschleims abhängig von dem Östrogenspiegel ist, nimmt die Schleimqualität in der zweiten Zyklushälfte rapide ab. 

Damit du die aufschlussreichen Hinweise, die der Zervixschleim gibt, zuverlässig für deine Kinderplanung oder zur Verhütung nutzen kannst, ist eine Dokumentation erforderlich. Führe einen Eisprungkalender (z.B. unseren von miapanda) und halte die Veränderungen des Zervixschleims im Verlaufe deines Zyklus fest. Übe zwei bis drei Zyklen lang und lerne deinen Körper bestens kennen, um zuverlässig beurteilen zu können: Steht der Eisprung unmittelbar bevor oder ist die Qualität des Schleims noch zu gering? 

Wichtig bei der täglichen Prüfung des Zervixschleims ist: Kontrolliere den Schleim immer mehrmals am Tag und notiere nur die beste Schleimqualität des Tages im Eisprungkalender.

Zwei Kürzel zur Umschreibung der Schleimqualität im Eisprungkalender wurden bereits vorgestellt, nun folgt eine Übersicht aller üblichen Kürzel: 

Kürzel: t 

• Gefühl: trocken, rau und unangenehm 
  
• Aussehen: kein Schleim sichtbar

Kürzel: Ø 

• Gefühl: keine auffälligen oder unangenehmen Gefühle 
• Aussehen: kein Schleim sichtbar 

Kürzel: f 

• Gefühl: Feuchtigkeit leicht fühlbar 
• Aussehen: kein Schleim sichtbar 

Kürzel: S 

• Gefühl: Feuchtigkeit leicht fühlbar oder kein Gefühl 
• Aussehen: Schleim ist meistens sichtbar sowie glasig, klumpig; zäh-elastisch und deswegen nicht weit bzw. nur schwer spinnbar; auch möglich: gelbliche Farbe

 Kürzel: S+

• Gefühl: Feuchtigkeit leicht fühlbar oder kein Gefühl 
• Aussehen: glasiger Schleim, der leicht und weit spinnbar, durchsichtig und flüssig ist; auch möglich: gelbliche, rötliche und/oder rotbraune Farbe 

Um deinen Kinderwunsch und die Schleimqualität zu fördern, möchten wir dir noch drei spezielle (und vielen nicht bekannte) Tipps geben: 

#1 | Keine Vaginalduschen! 

Hättest du gedacht, dass Vaginalduschen sowohl die Menge des Zervixschleims als auch deine Fruchtbarkeit negativ beeinflussen? [3] Unser Tipp: Verzichte auf Vaginalduschen, damit der Zervixschleim seiner Aufgabe bestmöglich nachkommen und den Spermien beim Weg durch die Scheide in die Gebärmutter helfen kann. 

#2 | Verwende luftdurchlässige Slipeinlagen! 

Wenn du luftdurchlässige Slipeinlagen benutzt, förderst du eine gesunde Intimhygiene. Ein absolutes No-Go beispielsweise ist die Verwendung von Binden oder Tampons, um die Sekretion des Zervixschleims zu stoppen. Durch die Abdichtung der Sekretionsstelle könnte eine Keimstelle für Bakterien entstehen. [2] 

#3 | Nutze pH-neutrale Seifen beim Waschen des Intimbereichs! 

Durch Nutzung pH-neutraler Seifen vermeidest du Reizungen der Drüsen im Zervixkanal und damit auch Verletzungen und Reizungen. Diese könnten die Fruchtbarkeit und die Qualität des Zervixschleims einschränken. [2] 

Abgesehen von diesen speziellen Tipps lohnt es sich natürlich auch, die gängigen Ratschläge zur Steigerung der Chancen auf eine Schwangerschaft zu nutzen. Neben dem Zervixschleim helfen dir auch die Muttermund-Lage und die Basaltemperatur bei der Bestimmung der fruchtbaren Tage. Ferner kannst du, wenn du anhand des Zervixschleims einen kurz bevorstehenden Eisprung vermutest, mit einem Ovulationstest auf Nummer sicher gehen und relativ zuverlässig bestimmen, ob tatsächlich ein Eisprung bevorsteht. 

Halte dich außerdem an eine ausgewogene und gesunde Ernährung! Was die Wörter „ausgewogen“ und „gesund“ in Bezug auf die Ernährung bedeuten, erfährst du in unserem Artikel über die Ernährung bei Kinderwunsch. So viel können wir schon einmal verraten: Die Ernährung beeinflusst die Fruchtbarkeit und die Qualität des Zervixschleims in vielerlei Hinsicht. 

In der Schwangerschaft wird flüssiger Zervixschleim in hohen Mengen produziert. Falls es nach dem Eisprung zu einer Befruchtung und infolge der Einnistung zu einer Schwangerschaft kommt, so geht er nicht wie normalerweise in der zweiten Zyklushälfte mengenmäßig und qualitativ zurück, sondern ist wie an deinen fruchtbaren Tagen. Er verbessert die Durchblutung der Scheidenschleimhaut und dient als Schutz vor Krankheitserregern sowie anderen unerwünschten Eindringlingen. [4] 

Zum Zeitpunkt Einnistung kann es sein, dass es zu einer Einnistungsblutung kommt, wobei sich der Zervixschleim nach erfolgreicher Einnistung mit Blut vermischt ist. Allerdings handelt es sich, wenn überhaupt sichtbar, nur um kleineren Mengen Blut. Ein geringer Anteil an Frauen spürt Symptome einer Einnistung. Mehr über die Einnistungsblutung erfährst du in diesem Artikel. 

Ausfluss ist während der Schwangerschaft üblich und in den meisten Fällen unbedenklich. Achte darauf, dass der Ausfluss möglichst weißlich ist und nicht übel riecht. Bei gelbem Ausfluss mit üblem Geruch während der Schwangerschaft solltest du beispielsweise ärztlichen Rat aufsuchen. 

Wir erstellen unsere Ratgeberartikel auf der Basis von wissenschaftlichen Quellen. Dennoch möchten wir darauf hinweisen, dass sich die Angaben in keinem Fall als Ersatz für eine professionelle, ärztliche Beratung oder Behandlung eignen. Die Inhalte von miapanda.de können und dürfen daher nicht verwendet werden, um selbst eine Diagnose zu stellen und/oder eine Behandlung zu beginnen.